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09. Mai 2022
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Medienmitteilung der Bildungs- und Kulturdirektion
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Emmentaler Original mit dem Denkmalpflegepreis 2022 ausgezeichnet

Die Eigentümer eines alten Käsespeichers in Eggiwil haben dessen Qualitäten wieder hervorgeholt und damit ein Stück Emmentaler Alpkultur bewahrt. Glanzstück der Restaurierung ist das Schindeldach mit Holz aus dem eigenen Wald. Für diesen grossen Einsatz werden Klaus und Barbara Salzmann mit dem diesjährigen Denkmalpflegepreis des Kantons Bern ausgezeichnet. Der Spezialpreis geht an die Römisch-katholische Kirchgemeinde des Vallon de Saint-Imier.

Der stattliche Bauernhof der Familie Salzmann liegt in Eggiwil, am Fuss des Schallenbergpasses im oberen Emmental. Man würde nicht vermuten, dass hier einst reger Alpbetrieb herrschte, wäre nicht neben den grossen Stallgebäuden das helle Schindeldach eines frisch restaurierten Käsespeichers zu sehen. Er ist der letzte Zeuge der ehemaligen Alpsiedlung auf der Oberen Knubelhütte mit Sennhütte, Stall und Speicher.

Gespeicherte Geschichte – Ideenspeicher

Die Instandsetzung eines anderen Käsespeichers am Schallenberg motivierte Klaus und Barbara Salzmann, ihr Gebäude ebenfalls zu restaurieren. Für ihr aussergewöhnliches Engagement werden sie mit dem Denkmalpflegepreis 2022 des Kantons Bern gewürdigt. Häufig gehen wertvolle Nebengebäude verloren, weil sie nicht mehr wie früher genutzt und nicht mehr unterhalten werden. Im Speicherraum des restaurierten Gebäudes auf der Oberen Knubelhütte wurden ursprünglich Käselaibe gelagert und gepflegt. In die Wände eingeritzte und eingebrannte Initialen geben einen Eindruck davon, wie viele Menschen hier gearbeitet und in der Dachkammer auch übernachtet haben. Während mehr als 100 Jahren diente der Speicher danach als Abstellkammer. Geräumt und gereinigt, überrascht der Raum nun mit einer erstaunlichen Grösse. Nach der Restaurierung liegt der besondere Reiz des Gebäudes in seiner Einfachheit und darin, dass er die Geschichte des Ortes lesbar macht. Wo früher Käselaibe reiften, nehmen nun Barbara Salzmanns Ideen für kleine und feine Aktivitäten Form an.

Teamarbeit und Handwerkskunst

Bei der Restaurierung wurden zunächst der Schwellenkranz und der Boden ausgewechselt. Für die Bauarbeiten mobilisierte die Bauherrschaft eine Schar Helfer. Sie suchte spezialisierte Handwerker, liess Fenster nachbauen und Beschläge flicken, bis alles wieder funktionierte und passte. Bei der Sanierung des Dachs entschied sich die Eigentümerschaft, dieses nicht mit Eternit, sondern wie ursprünglich mit Holzschindeln zu decken – mit Holz aus dem eigenen Wald. Hergestellt wurden die Schindeln auf dem benachbarten Landwirtschaftsbetrieb. Naturmaterialien werden heute wieder wertgeschätzt, nicht nur für historische Bauten. Mit dem Schindeldach gehört das Gebäude zu einem der wenigen Käsespeicher, die vollständig in ihren ursprünglichen Zustand zurückgeführt wurden.

Spezialpreis 2022: Wertschätzung der Architektur von Jeanne Bueche in Corgémont

Anders als der Hauptpreis, der an die Bauherrschaft eines Baudenkmals mit Alltagsnutzung vergeben wird, richtet der Spezialpreis der Fachkommission für Denkmalpflege das Augenmerk generell auf die beispielhafte Restaurierung eines bedeutsamen Baudenkmals. 2022 geht die Auszeichnung an die Römisch-katholische Kirchgemeinde des Vallon de Saint-Imier für ihre respektvolle Haltung gegenüber dem Werk von Jeanne Bueche bei der Restaurierung der Kirche Saint-Nicolas de Flüe in Corgémont und bei der Neugestaltung des Kirchenraums. Saint-Nicolas de Flüe entstand 1959 nach den Plänen der Architektin Jeanne Bueche und ist ein äusserst qualitätsvolles Beispiel für die religiöse Architektur der 1950er-Jahre.

Ein stimmungsvoller Kirchenraum

2018 nahm die Kirchgemeinde die Restaurierung und Neugestaltung der Kirche in Angriff und betraute die Architektin Christine Rais El Mimouni mit der Ausführung. Dank ihres respektvollen Vorgehens hat der Kirchenraum seine ursprüngliche Wirkung behalten. Roter Backstein, eine Holzdecke und gestrichener Beton sind die prägenden Komponenten des schlicht gestalteten Innenraums. Durch die Reorganisation des liturgischen Mobiliars entstand im Chor neue Dynamik: Die Architektin entwarf einen neuen Altar, Ambo und Tabernakel wurden neu positioniert. Diese zurückhaltend und sensibel umgesetzten Massnahmen verstärken die Qualitäten des stimmungsvollen Kirchenraums.

Insbesondere die von geometrischen Glaselementen durchbrochene Nordwand des Chors entsprach den heutigen Standards bezüglich Schallschutz- und Energieeffizienz nicht mehr. Indem das äussere Glas durch ein neues Isolierglas ersetzt wurde, konnten die inneren Glasplatten erhalten und gleichzeitig die Schall- und Energiewerte erhöht werden. Dadurch wurde auch der Komfort erhöht. Die energetischen Eingriffe an der Nordwand sind beispielhaft.

Preisverleihungen im kleinen Rahmen

Die Übergabe der Urkunden des Denkmalpflegepreises findet in Eggiwil und in Corgémont in kleinem Rahmen für geladene Gäste direkt vor Ort statt. Die preisgekrönten Objekte können jedoch besichtigt werden: In Eggiwil findet am Samstag, 21. Mai 2022, ein Schindelmacher-Workshop beim Käsespeicher statt. In Corgémont steht ab Donnerstag, 9. Juni 2022, eine Führung per App unter dem Titel «Drei Frauen» bereit.

Veranstaltungen für die Öffentlichkeit

Eggiwil: Workshop «Herstellung von Schindeln» am Samstag, 21. Mai 2022, 14 bis 16 Uhr

Die Schindelmacher Hans und Roland Salzmann bieten Einblick in das kunstvolle Handwerk. Freie Besichtigung des Speichers und Premiere eines Kurzfilms über seine Restaurierung.

Anmeldung bis zum 16. Mai 2022 telefonisch an +41 31 633 40 30 oder per Mail an denkmalpflege@be.ch.

Corgémont: Führung per App «Drei Frauen» ab Donnerstag, 9. Juni 2022

Mit einer interaktiven Führung per App lernen Interessierte drei Frauen kennen, die das Dorf Corgémont geprägt haben: Im 18. Jahrhundert Isabelle Morel de Gélieu, Ende des 19. Jahrhunderts Julie Ryff-Kromer und um 1950 Jeanne Bueche.

Weitere Informationen: www.be.ch/denkmalpflege

Denkmalpflegepreis und Spezialpreis

Die Denkmalpflege und die Fachkommission für Denkmalpflege des Kantons Bern vergeben 2022 mit der Fachzeitschrift «UMBAUEN+RENOVIEREN» als Medienpartnerin zum zwölften Mal den Denkmalpflegepreis an eine Bauherrschaft, die in Zusammenarbeit mit der Fachstelle ein Baudenkmal mit Alltagsnutzung sorgfältig restauriert und nach den eigenen Bedürfnissen weiterentwickelt hat. Der Spezialpreis wird zum siebten Mal vergeben, er richtet das Augenmerk generell auf die beispielhafte Restaurierung eines bedeutsamen Baudenkmals. Die beiden Anerkennungspreise zeigen auf, über welchen kulturellen Reichtum der Kanton Bern vom Jura bis ins Oberland verfügt und was im Bereich der Kulturpflege geleistet wird – insbesondere von privaten und öffentlichen Bauherrschaften, Architektinnen und Architekten sowie Bauschaffenden.

Mediendokumentation

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