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23. April 2025
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Medienmitteilung der Bildungs- und Kulturdirektion
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Wellauerhaus in Wimmis wird mit dem Denkmalpflegepreis 2025 ausgezeichnet

Christian Messerli erhält für sein langjähriges Engagement den diesjährigen Denkmalpflegepreis des Kantons Bern. Er hat das historische Wellauerhaus in Wimmis und die dazugehörige Scheune mit Ofen restauriert. Der Spezialpreis 2025 geht an die Gemeinde Lauperswil und verschiedene Fachpersonen für die Erhaltung der Neumühlebrücke.

Wer im Oberländer Ort Wimmis den Weg Richtung Schloss einschlägt, begegnet im Oberdorf dem imposanten Wellauerhaus. Mit seinen hellen Fassaden und dem hohen Mansarddach zieht das Gebäude alle Blicke auf sich. Es ist Christian Messerlis jahrelangem Engagement zu verdanken, dass das über 200 Jahre alte Haus und die benachbarte Scheune nach wie vor genutzt werden können. Dafür erhält er den Denkmalpflegepreis des Kantons Bern. 

Amtsschreiber-, Doktor- und Pfarrerhaus

Messerli übernahm die über Jahre leerstehende Liegenschaft 2009. Zuvor hatte sie eine bewegte Geschichte. 1820 durch den Amtsschreiber Jakob Weissmüller erbaut, wurde das grosszügige Gebäude später zum «Doktorhaus»: Während Jahrzehnten wirkte darin der Arzt Johann Zysset. Ab 1917 gehörte das Haus dem langjährigen Pfarrer von Wimmis, Wilhelm Wellauer. Die früheren Besitzer hatten vom Keller bis in den Dachstock alles bewahrt, von der festen Ausstattung bis zu den Zimmerschlüsseln und den Glasfläschchen in der ehemaligen Arztapotheke.

Messerli restaurierte das Haus in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege, setzte spezialisierte Handwerker ein und arbeitete selbst mit. Fasziniert von einem Keramikfund unter dem Fussboden, begab sich Messerli auf Spurensuche und setzte sich intensiv mit dem Gebäude auseinander. Mit Respekt vor dessen Geschichte bewahrte er das Haus – im Bewusstsein, es wie alle bisherigen Bewohnerinnen und Bewohner auch nur auf Zeit zu besitzen.

Brot backen wie früher

Auch bei der anschliessenden Restaurierung der Scheune waren Handwerker mit denkmalpflegerischen Spezialkenntnissen gefragt. Die Scheune beherbergte ursprünglich Ställe für Kühe, Schweine und ein Pferd. Für den Bautyp aussergewöhnlich ist der Ofenraum mit Back- und Waschofen. Der Holzbauer ersetzte fehlende Balken und Pfosten und brachte den Dachstuhl wieder in die richtige Form. Der Dachdecker verwendete einen grossen Teil der alten Ziegel auf dem neuen Scheunendach wieder.

Höhepunkt ist die Restaurierung des Backraums mit dem Backofen. Die Ofenstirn des Backofens von 1823 war noch intakt, der Feuerraum war wegen einer Stallerweiterung jedoch beschädigt. Der Ofenbauer rekonstruierte die beschädigten Partien und die Rauchabzüge originalgetreu. Heute wird im Backofen wieder gebacken – wie früher.

Spezialpreis: Neumühlebrücke in Lauperswil

Der Unmut in der Bevölkerung war gross, als die Neumühlebrücke im emmentalischen Lauperswil wegen ihres schlechten Zustands im November 2023 geschlossen werden musste. Seit über 100 Jahren verbindet die Brücke über die Emme das Dorfzentrum mit dem Ortsteil Neumühle. Der Gemeinderat von Lauperswil stand vor der schwierigen Aufgabe, den verschiedenen Bedürfnissen gerecht zu werden und möglichst rasch eine tragfähige Lösung zu präsentieren. Die Erhaltung der Brücke gelang auf vorbildliche Weise. Mit der Wiedereröffnung im Frühjahr 2025 fand die turbulente Geschichte ein glückliches Ende. Die Fachkommission für Denkmalpflege würdigt das Engagement der Gemeinde und der weiteren Beteiligten, die den Fortbestand der Brücke ermöglicht haben, mit dem Spezialpreis.

Die rettende Idee: Ballast entfernen

Im Auftrag der Denkmalpflege und des Bundesamts für Kultur hatte der Bundesexperte Eugen Brühwiler die Brücke untersucht. Aus seiner Sicht war keine statische Überlastung erkennbar. Er empfahl eine rasch umsetzbare, kostengünstige und denkmalverträgliche Instandsetzung. Durch das Entfernen der dicken Kies- und Asphaltschicht einer früheren Auffrischung wurde das Tragwerk der Brücke entlastet und ihr Tragvermögen erheblich verbessert. Eine dünne Schicht aus einem hochleistungsfähigen, innovativen Baustoff schützt und verstärkt die ursprüngliche Brückenplatte aus Eisenbeton, ohne die Brücke zusätzlich zu belasten.

Ein nachhaltiger Brückenschlag

Das Ergebnis zeigt, dass selbst bei einer komplexen Ausgangslage dank der engagierten und pragmatischen Zusammenarbeit aller Beteiligten ein «Brückenschlag» zu nachhaltigen Lösungen führen kann. Die Arbeitsgruppe der Gemeinde Lauperswil war offen für neue Lösungen, Ideenreichtum und Überzeugungskraft des Bundesexperten führten zu einem einfachen Erhaltungskonzept, das von den ausführenden Unternehmen tadellos umgesetzt wurde. Die Kosten konnten – verglichen mit einem Neubau – mehr als halbiert und durch finanzielle Beiträge zusätzlich reduziert werden. Der Ressourcenverbrauch war minimal. 

Öffentliche Veranstaltungen in Wimmis und in Lauperswil

Die Übergabe der Urkunden zum Denkmalpflegepreis und zum Spezialpreis findet in Wimmis und in Lauperswil direkt vor Ort statt.

Lauperswil – Preisverleihung und Brückeneröffnung: Samstag, 10. Mai 2025, 10.30 bis 22.00 Uhr, Neumühlebrücke

In Lauperswil wird anlässlich der Preisverleihung und der Brückeneröffnung ein Fest mit Verpflegung und Musik gefeiert. Der offizielle Festakt mit der Übergabe der Urkunde beginnt um 10.30 Uhr. Die Bevölkerung ist herzlich eingeladen.

  • 10.30 bis 11.00 Uhr; Eintreffen mit Begrüssungsmusik
  • 11.00 bis 12.00 Uhr; Offizieller Festakt, Preisverleihung und Eröffnung
  • 12.00 bis 12.45 Uhr; Apéro (offeriert)
  • 12.00 bis 22.00 Uhr; Festwirtschaft, Mittagessen vom Grill
  • 13.00, 14.00, 15.00 Uhr; Brückenführung mit Eugen Brühwiler, Bundesexperte, Edgar Kälin, Bauleiter, und Simone Schmid, Bauberaterin Denkmalpflege
  • Musik; Musikgesellschaft Zollbrück, Bidu Graf vom Duo Liederlig, Handörgeli mit Junioren, Jodlerclub Neumühle, abends Auftritt der «Rockseck»

Wimmis – Backen wie früher: Samstag, 17. Mai, 14 bis 16 Uhr, Bachtelestrasse 7

Nach der Übergabe der Urkunde (mit geladenen Gästen) wird im Backofen in der restaurierten Scheune gebacken. Zudem stehen Führungen zum Wellauerhaus, seiner Scheune mit Backofen und durchs Oberdorf vom Wellauerhaus zum «Hüseli» auf dem Programm.

  • 14.00 bis 16.00 Uhr; Backen im frisch restaurierten Backofen
  • 14.00, 14.45, 15.30 Uhr; Führung Wellauerhaus, Scheune und Backofen mit Elisabeth Schneeberger, Denkmalpflege, und Fabian Schwarz, Denkmalpflege. Führung Wimmis Oberdorf mit Rudolf Schneiter, Präsident Fachkommission Dorfgeschichte Wimmis

Weitere Informationen: www.be.ch/denkmalpflegepreis

Denkmalpflegepreis und Spezialpreis

Die Denkmalpflege und die Fachkommission für Denkmalpflege des Kantons Bern vergeben den Denkmalpflegepreis gemeinsam mit der Fachzeitschrift «UMBAUEN+RENOVIEREN» als Medienpartnerin seit 2010 an eine Bauherrschaft, die in Zusammenarbeit mit der Fachstelle ein Baudenkmal mit Alltagsnutzung sorgfältig restauriert und nach den eigenen Bedürfnissen weiterentwickelt hat. Der Spezialpreis wird seit 2014 vergeben. Er richtet das Augenmerk generell auf die beispielhafte Restaurierung eines bedeutsamen Baudenkmals.

Dokumentation

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