Das Freundschaftsabkommen zwischen dem Kanton Bern und der Präfektur Nara ist das erste Abkommen zwischen einer japanischen Präfektur und einem Schweizer Kanton. Es handelt sich um ein zentrales Ereignis im Rahmen des Jubiläums 150 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Japan und der Schweiz. Der Kanton Bern geniesst in Japan eine hohe Wertschätzung. So wurde die Regierungsdelegation am 14. April 2015 vom Thronfolger, Kronprinz Naruhito, zu einer Privataudienz empfangen. Er ist der einzige Kanton der Schweiz, der dank diesem Abkommen direkt in die Japanpolitik des Bundes einbezogen ist.
Vergleichbare Wirtschaftsstruktur
Die Präfektur Nara liegt in der zweitstärksten Wirtschaftsregion Japans. Sie ist in Bezug auf Bevölkerung, Fläche, naturräumlichen Begebenheiten, Wirtschaftsstruktur und kulturellem Erbe mit dem Kanton Bern vergleichbar. Das Freundschaftsabkommen umfasst Tourismus, Kultur, Forstwirtschaft sowie Energie- und Umwelttechnologie als Kernbereiche der Zusammenarbeit und des Erfahrungs- und Wissensaustauschs. Zusätzlich sind andere Bereiche der Zusammenarbeit und des Austauschs möglich.
Interessierte Gemeinden, Organisationen, Verbände und Unternehmen können sich an einzelnen Projekten beteiligen. Denkbar sind der Aufbau gemeinsamer Experten- und Arbeitsgruppen, die Organisation von Seminaren und Foren, die Durchführung von Trainings und anderen Veranstaltungen mit Ausbildungscharakter, Konsultationen auf Expertenebene oder allenfalls der Austausch von Studierenden.
Freundschaftsabkommen jederzeit kündbar
Das am 17. April 2015 durch Regierungspräsidentin Barbara Egger-Jenzer unterzeichnete Freundschaftsabkommen hat die politische Bedeutung und den rechtlichen Stellenwert einer Absichtserklärung (Letter of Agreement). Mit dem Abkommen erwachsen für die beiden Vertragspartner keine rechtlichen Verpflichtungen in der Form von handfesten finanziellen und wirtschaftlichen Abmachungen. Wünscht eine Partei die Beendigung der Beziehungen, entscheiden beide Parteien in gegenseitigem Einvernehmen darüber.
Fünferdelegation aus dem Kanton Bern in Nara
Zur Unterzeichnung des Freundschaftsabkommens reiste eine Fünferdelegation aus dem Kanton Bern nach Japan. Begleitet wurde die Regierungspräsidentin durch Hans-Jürg Käser, Vizepräsident des Regierungsrats, Grossrat Raphael Lanz, Stadtpräsident von Thun und Mitglied der Kommission für Staatspolitik und Aussenbeziehungen des Grossen Rats, Harry John, Direktor der BE! Tourismus AG, sowie Thomas Moser, Leiter Aussenbeziehungen des Kantons. Neben dem Kanton beteiligen sich auch die Stadt Thun und die BE! Tourismus AG an den Kosten.
Regierungspräsidentin Barbara Egger-Jenzer fasst das Erlebte nach der Rückkehr wie folgt zusammen: «Ich bin beeindruckt, wie hoch die Wertschätzung ist, welche die Japanerinnen und Japaner für den Kanton Bern haben. Das Freundschaftsabkommen mit der Präfektur Nara baut darauf auf und festigt den guten Ruf des Kantons Bern in Japan. Das ist unbezahlbar.»
Das gegenseitige Interesse an einem «Letter of Agreement» hatten der Gouverneur der Präfektur Nara und der Regierungsrat anlässlich des Besuchs einer japanischen Delegation in der Schweiz im Mai 2014 erkundet. Der Inhalt des Freundschaftsabkommens wurde im Herbst 2014 gemeinsam festgelegt.
Lage | Zentrale Binnenlage, angrenzend an die Präfekturen Osaka und Kyoto. | |
Fläche | 3'700 km2, 1% der Fläche Japans, 60% sind Gebirge. |
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Bevölkerung | 1,4 Mio. = 1% der Bevölkerung Japans. | |
Bruttoinlandprodukt | Ca. 28 Mia. Franken (0,74% BIP Japans); Kanton Bern: CHF 64,2 Mia. Fr). | |
Standort | Die Präfektur Nara liegt in der zweitstärksten Wirtschaftsregion Japans (Region Kansai). Die Wirtschaftsmetropolen Osaka, Kyoto und Kobe sind innerhalb von einer halben Stunde von Nara aus erreichbar. | |
Industrie | KMU-Struktur (Forstwirtschaft, Textilien, Leder- und Holzwaren). Sharp Corporation und Panasonic Corporation wurden in Nara gegründet. Weitere wichtige Industriezweige: Medizinaltechnologie, Lebensmitteltechnologie, Biotechnologie sowie die Produktion von Werkstoffen. | |
Geschichte | Nara war im 8. Jahrhundert die erste Kaiserstadt in Japan. | |
UNESCO-Welterbe: | Buddhistische Heiligtümer von Hōryu-ji, Paläste, Tempel und Gärten der Kaiserstadt Nara, heilige Stätten und Pilgerstrassen in den Kii-Bergen. |