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25. Mai 2023
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Medienmitteilung der Staatskanzlei
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Ein Zeichen gegen das Vergessen

Der Kanton Bern erinnert an die Zeit fürsorgerischer Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen. Am 25. Mai hat Regierungspräsidentin Christine Häsler das Berner «Zeichen der Erinnerung» vorgestellt. Es besteht unter anderem aus einer Plakatausstellung, die von rund 170 bernischen Gemeinden und Kirchgemeinden gezeigt wird, Erinnerungstafeln und Unterrichtsmaterialien für Schulen. 

Bis 1980 waren zahlreiche Kinder und Erwachsene auch im Kanton Bern von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen betroffen. Mit dem Berner «Zeichen der Erinnerung» will der Kanton Bern dafür sorgen, dass diese Schicksale nicht vergessen und sich neue in der Zukunft nicht mehr ereignen werden. Er hat damit auch ein Postulat umgesetzt, das der Grosse Rat im November 2019 angenommenen hatte. Für das Berner «Zeichen der Erinnerung» hat ein Projektteam unter der Federführung der Staatskanzlei eng mit Gemeinden, Schulbehörden, kirchlichen Organisationen und Betroffenen zusammengearbeitet. Das Resultat besteht aus fünf Elementen, welche die Beschäftigung mit der Vergangenheit ermöglichen und gleichzeitig den Blick nach vorne richten (siehe Info-Box unten). 

Gesellschaft und Politik in der Verantwortung

«Was passiert ist, darf sich niemals wiederholen», sagte Regierungsrätin Christine Häsler am Eröffnungsanlass vom 25. Mai 2023 im Schlosshof Köniz. Sie betonte, dass Schutzbefohlenen und Menschen, die Unterstützung brauchen, ein verantwortungsbewusstes und empathisches Umfeld zustünde – einst wie heute. Das grosse Leid der Betroffenen verdiene ungeteiltes Mitfühlen und absoluten Respekt. Tanja Bauer, Gemeindepräsidentin von Köniz, hielt in ihrer Ansprache fest:

«Es ist wichtig, dass wir uns erinnern – als Gesellschaft, Behörden und Institutionen. Wir stehen in der Verantwortung gegenüber den Menschen, die Leid erfahren haben.»

Reissnagel als Symbol für Erinnerungen

Im Fokus des Eröffnungsanlasses stand die Enthüllung der vom Berner Grafiker Claude Kuhn entworfenen Erinnerungstafel und der dazugehörigen Plakatausstellung. Auf der Erinnerungstafel ist ein Reissnagel dargestellt. Als Erkennungssymbol des Berner «Zeichens der Erinnerung» steht er stellvertretend für die Zwiespältigkeit von Erinnerungen: Sich an Vergangenes zu erinnern kann einerseits schmerzen, andererseits aber helfen, zu heilen. Ähnlich verhält es sich mit einem Reissnagel: Er kann Schmerz auslösen, aber auch hilfreiches Werkzeug sein. 

Anlässe in 166 Gemeinden und Kirchgemeinden

Der Eröffnungsanlass in Köniz war nur einer von vielen Gedenkanlässen. In 166 Gemeinden und Kirchgemeinden im ganzen Kanton werden in diesen Tagen die Erinnerungstafel eingeweiht und die Plakatausstellung gezeigt. Zudem veranstalten zahlreiche Berner Gemeinden Lesungen, Filmabende oder Begegnungen mit Betroffenen. Sie nehmen so Anteil am Schicksal der Opfer. Die Liste der beteiligten Gemeinden ist auf www.zeichen-der-erinnerung-bern.ch verfügbar.

Die Stimmen der Opfer

Das Berner «Zeichen der Erinnerung» ist in enger Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern unterschiedlicher Opfergruppen entstanden. Ehemalige Verding- und Heimkinder, administrativ Versorgte, Zwangsadoptierte, Jenische und Fahrende haben in beratender Funktion mitgearbeitet. Am Anlass in Köniz waren einige von ihnen anwesend und kamen in einem Videobeitrag zu Wort, in dem sie von ihrer ganz persönlichen Aufarbeitung erzählten und ihre Anliegen an die Gesellschaft äusserten.

Fünf Elemente: das Berner «Zeichen der Erinnerung»

  • Erinnerungstafel: Eine vom Berner Grafiker Claude Kuhn gestaltete Erinnerungstafel wird von den Gemeinden, Schulen oder Kirchgemeinden an verschiedenen Orten im Kanton Bern angebracht.
  • Plakatausstellung: Auf zwanzig Plakaten regen Bilder, Zitate und zukunftsgerichtete Fragen zu Gesprächen an.
  • Unterrichtsmaterialien: In enger Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Bern, dem Staatsarchiv des Kantons Bern und dem Austausch- und Informationsprojekt «Erzählbistro» werden junge Menschen für Recht und Unrecht in gesellschaftlichen Zusammenhängen sensibilisiert.
  • Webseite: Auf der Webseite finden Interessierte vertiefte Informationen zum Thema. Unter anderem in Form von Erklärvideos, Unterrichtsmaterialien und Interviews mit Betroffenen. Zudem bietet die Webseite Orientierung in der Fülle an vorhandenem Material.
  • Gedenkanlässe: Am 25. Mai 2023 wird das Projekt im Schlosshof Köniz zeitgleich mit Veranstaltungen in vielen weiteren Berner Gemeinden offiziell lanciert.

Mehr Informationen: www.zeichen-der-erinnerung-bern.ch

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