Die Villa wurde am Ort einer früheren keltischen Siedlung erbaut. Die ältesten römischen Funde stammen aus der Zeit um Christi Geburt. Damit handelt es sich um eine der ersten Villen, welche die Römer in der heutigen Deutschschweiz errichtet haben. Sie lag nahe beim Verkehrsknoten-punkt zwischen den Wasserwegen auf Bielersee und Zihl sowie den Landstrassen durch den Jura und zwischen der helvetischen Hauptstadt Avenches und dem Legionslager Vindonissa.
Die Rettungsgrabungen sind in vollem Gang
Anlass für die Rettungsgrabungen auf insgesamt 2500 m2 sind neue Wohnbauten auf der Flur Bellevue, einem ehemaligen Feld innerhalb des heutigen Siedlungsgebiets. Weil die Fundstelle wegen der Bauarbeiten nicht geschützt im Boden bleiben kann, muss sie sorgfältig dokumentiert werden. Die zurzeit laufenden Untersuchungen, die der Archäologische Dienst mit Unterstützung des Instituts für Archäologische Wissenschaften der Uni Bern durchführt, betreffen den besonders interessanten Kern der einstigen Villa. Im Frühsommer 2016 sollen die Ausgrabungen termingerecht abgeschlossen werden.
Von den Kelten zu den Römern
Aus vorrömischer Zeit stammt eine Vorratsgrube. Es ist der letzte Rest einer keltischen Siedlung, die an diesem Ort bestanden hat. Bereits kurz nach der Eroberung Helvetiens durch die Römer wurde in Port wieder gebaut, und zwar zunächst ein Kiesweg, der zur Villa führte. Auf die frühen römischen Gebäude weisen zahlreiche Spuren im Boden hin, die von Holz- oder Fachwerkbauten herrühren. Ferner kam ein Brunnen zum Vorschein; er wurde später mit einem Granitblock versiegelt und damit aufgegeben. Aus der römischen Frühzeit stammen Scherben von Tafelgeschirr, das in Mittelitalien produziert worden ist.
Seit mehr als hundert Jahren sind aus Port gallorömische Funde bekannt, namentlich jener berühmte Helm, der heute das Gemeindewappen ziert. Port liegt am Nordwesthang des Jäissbergs. Am entgegengesetzten Sporn dieses Hügels liegt Petinesca (heute Studen), das in keltischer Zeit eine befestigte Stadt (Oppidum) und in römischer Zeit eine Gewerbe- und Handelssiedlung war.
Ausbau zu einer luxuriösen Villa
Im 1. Jahrhundert n. Chr. wurden die Holzhäuser durch Massivbauten aus Stein ersetzt. Diese erfuhren im Laufe der Zeit immer wieder Umbauten und Erweiterungen. Die Steinbauten der Villa waren um einen Innengarten (Peristyl) angeordnet, von dem die Nordwestecke freigelegt ist. Daran schloss eine Badeanlage mit halbrunden Apsiden an. Zwei Räume des Bades wurden durch eine Bodenheizung erwärmt, während in einem mittleren Raum ein Kaltwasserbecken eingerichtet war. Hinter der Badeanlage lag ein ummauerter Garten, an dessen Umfassungsmauer eine Latrine angebaut war. Die Kalksteinverblendungen und Wandmalereien bezeugen eine luxuriöse Ausstattung der repräsentativen Räume. Das Fundmaterial umfasst Keramikscherben, Eisenfragmente, Tierknochen und Glasbruchstücke. Es belegt, dass die Villenanlage bereits in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. aufgegeben worden ist.
Der römische Gutshof als landwirtschaftliche Produktionseinheit
In den römischen Provinzen bildeten die Landgüter (Villen) die Grundlage der Wirtschaft. Sie bestanden aus der pars urbana, einem repräsentativen, oft luxuriös ausgestatteten Gebäudekomplex für den Gutsherrn und seine Entourage, sowie der pars rustica, einem ausgedehnten Wirtschaftsteil. Auf einem römischen Landgut lebten und arbeiteten bis zu 200 Personen. Die Verbreitung der Villen im Mittelland zeigt eindrücklich, dass diese zum grössten Teil auf Böden lagen, in denen vor allem der Ackerbau einen guten Ertrag versprach.
Nach den Empfehlungen antiker Autoren sollte ein römischer Gutshof in Hanglage, nicht zu nahe an einer grossen Strasse und gegen Süden oder Westen hin ausgerichtet gebaut werden. Wichtig war das Vorhandensein von Wasser, das entweder aus Quellen oder Sodbrunnen innerhalb des Areals oder aus der nahen Umgebung stammen konnte. Die Anlage von Port entspricht diesen Anforderungen.
Tag der offenen Grabung
Zeit: Samstag, 25. Juni 2016, 10 bis 16 Uhr
Ort: Port, Kreuzung Weiherweg/Hüeblistrasse