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30. August 2022
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Medienmitteilung der Bau- und Verkehrsdirektion
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Berner Wassertag 2022: Klimaveränderungen – Umgang mit Extremen

Trockenheit und heftige Niederschläge: Diese beiden Extreme standen am diesjährigen Berner Wassertag in Bern (30.8.2022) im Fokus. Neben Klimaszenarien für die Schweiz zeigten Expertinnen und Experten in verschiedenen Bereichen wie Wasserversorgung, landwirtschaftliche Bewässerung oder Hochwasserschutz Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze auf.

Am Dienstag (30. August 2022) haben rund 300 Personen aus Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft am 10. Berner Wassertag im Stadion Wankdorf in Bern teilgenommen. Der diesjährige Anlass befasste sich infolge der Klimaveränderung mit den Extremsituationen Trockenheit und heftige Niederschläge. Gemäss den Klimaszenarien des Bundes sind trockenere Sommer, mehr Hitzetage, heftigere Niederschläge und schneeärmere Winter die absehbaren Folgen eines anhaltenden Klimawandels für die Schweiz. Die durchschnittliche Temperatur ist seit 1864 schweizweit und auch im Kanton Bern um 2°C angestiegen. 

Kanton Bern ist stark vom Klimawandel betroffen

Regierungsrat Christoph Neuhaus, Bau- und Verkehrsdirektor des Kantons Bern, eröffnete den Wassertag mit dem Hinweis auf zwei aktuelle Extreme im Kanton Bern: den heissen und trockenen Start in den Sommer 2022 mit der stellenweise ausgetrockneten Emme und kurz danach die Flutwelle nach starken Niederschlägen nahe ihrem Quellgebiet. Das Beispiel zeigt, wie wichtig eine wirkungsvolle Anpassung an diese Wetterextreme und der Einsatz für einen aktiven Klimaschutz sind. Verschiedene Projekte und Massnahmen des Kantons Bern sind diesbezüglich in Planung oder werden bereits umgesetzt.

Der Kanton Bern will bis 2050 klimaneutral sein. Um dieses Ziel zu erreichen, verfolgt er eine Doppelstrategie. Einerseits ergreift er Massnahmen, um die Treibhausgase zu reduzieren und die klimatischen Veränderungen einzudämmen. Andererseits muss er sich den Folgen des Klimawandels anpassen. Denn der Kanton Bern ist als Agrar- und Gebirgskanton stark vom Klimawandel betroffen. 

Wasserversorgungen: Suche nach Lösungen und neuen Wegen

Trockenere Sommer sowie feuchtere, mildere Winter und infolge Extremwetterereignisse wie Hitzewellen und Hochwasser stellen Wasserversorgungen vor grosse Herausforderungen. Das Wasserdargebot geht zurück oder wird beeinträchtigt (Verunreinigungen). Gleichzeitig steigt der Wasserbedarf. Wasserversorgungen, die auf regelmässigen Niederschlag angewiesen sind – vor allem Quellfassungen – spüren die Auswirkungen bereits heute. Der Wassertag thematisierte diese Herausforderungen am Beispiel der Wasserversorgung Sigriswil. Nebst dem Rückgang der Quellschüttungen steigen die Wassertemperaturen stetig an. Die ebenfalls höheren Bodentemperaturen verschärfen das Temperatur-Problem in den Leitungen zusätzlich. Die Wasserversorgung Sigriswil reagiert auf diese klimatischen Auswirkungen: Mit Investitionen in den Ersatz von bestehenden Anlagen, der spezifischen Erweiterung von Wasserversorgungsanlagen bis hin zu Überlegungen, neue Bezugsstellen zu erschliessen. Das Amt für Wasser und Abfall des Kantons Bern unterstützt Wasserversorgungen in diesem Prozess. Die Sicherung der wichtigsten Fassungen ist die zentrale Massnahme für eine stabile und sichere Wasserversorgung – auch in der Zukunft.

Landwirtschaft: Ein Netz von Bodensonden liefert wichtige Daten für Bewässerung

Für die Landwirtschaft bedeuten höhere Temperaturen und zunehmende Verdunstung in den Sommermonaten einen steigenden Bedarf für die Bewässerung der Kulturen. Eine optimale Wassernutzung im Acker- und Gemüsebau – gezielt und gut abgestimmt auf den Bedarf der Pflanzen – wird zunehmend bedeutender. Am Wassertag stellte die Hochschule für Agrar,- Forst- und Lebensmittelwissenschaften (BFH-HAFL) ihr schweizweites Netz von Bodensonden vor, das sie aufgebaut hat. Die Daten werden via Mobilfunknetz übertragen und sind auf der Website www.bewaesserungsnetz.ch zugänglich. Sie ermöglichen den Landwirtinnen und Landwirten eine gezielte Bewässerung. Das Datenmaterial zeigt Zusammenhänge zwischen Bodeneigenschaften, Anbautechnik und Wassernutzung. Die gewonnenen Erkenntnisse sind beispielsweise für die Planung von Bewässerungsanlagen eine wichtige Grundlage.

Entwässerung von Siedlungen: «Mehr Grün» und «mehr Blau» in den Städten

Ein Thema am Wassertag war auch die Entwässerung von Städten und Siedlungen. Die Herausforderung besteht darin, die Starkregen aus den Städten und Siedlungen abzuleiten und bei Trockenheit und Hitze genügend Wasser für die Vegetation und für die Kühlung der Städte bereit zu stellen. Eine dem Klima angepasste Siedlungsentwicklung macht die Städte widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels und wertet sie gleichzeitig auf. Die Entsieglung des Bodens und die Gestaltung von Aussenflächen mit «mehr Grün» (Pflanzen) und «mehr Blau» (Wasserflächen) bekämpft den Hitzeinseleffekt und vermindert den oberflächlichen Abfluss des Wassers bei starkem Regen. 

Hochwasserschutz: Raumplanerische Massnahmen haben höchste Priorität

Trotz Hitze und Trockenheit muss sich der Kanton Bern auf grössere und häufigere Hochwasser vorbereiten. Die Herausforderung liegt darin, bei der Planung und der Umsetzung von baulichen Hochwasserschutzmassnahmen mit den grossen Unsicherheiten zukünftiger Wetterereignisse umzugehen. Im Integralen Risikomanagement (IRM) und in den Gesetzen hat die Raumplanung eine zentrale Rolle. Sie muss sicherstellen, dass künftiges Schadenpotential nicht zunimmt, auch nicht durch das Verdichten nach Innen. Die Gemeinden sind gefordert. Die organisatorischen Massnahmen werden aufwändiger und überlebenswichtiger. Gefragt sind aufgrund der Risikocharakteristik festgelegte Projekt-Schutzziele und Szenarien, robuste, erweiterbare Schutzkonzepte sowie Überlastkorridore, die katastrophale Folgen verhindern.

Mediendokumentation

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