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14. Oktober 2021
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Medienmitteilung ; Bau- und Verkehrsdirektion
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Obere Belpau - Neue Wasserfassung nötig

In der «Oberen Belpau» zwischen Belpberg und Aare wird als Ersatz für die bestehenden Wasserfassungen ein Standort für eine neue Wasserfassung gesucht. Sie soll zur langfristigen Trinkwasserversorgung des Grossraums Bern beitragen. Nächsten Montag starten Bohrungen und Pumpversuche. Kann die Wasserfassung realisiert werden, ist der Weg frei für Hochwasserschutzmassnahmen, Aare-Aufweitungen und ökologischen Aufwertungen.

Auf der westlichen Aareseite zwischen Münsingen und dem Autobahnanschluss Rubigen betreibt der Wasserverbund der Region Bern (WVRB) zwei Trinkwasserfassungen. Die Konzession läuft bis 2036. Ob sie erneuert wird, ist derzeit offen, bestehen doch verschiedene Nutzungskonflikte zwischen Trinkwasserversorgung, Hochwasserschutz und Naturschutz. So liegt die eine Trinkwasserfassung vor einem neu geplanten Damm mitten im Gebiet, in dem die Aare – im Rahmen der verschiedenen Hochwasserschutzprojekte im Aaretal – aufgeweitet und mehr Raum erhalten soll. Die andere Trinkwasserfassung liegt zwar hinter diesem Damm, kollidiert aber mit Naturschutzinteressen (Auenschutzgebiet) und ist nicht in der Lage, auch über die nächsten Jahrzehnte Grundwasser von einwandfreier Qualität liefern zu können.

Über 10’000 Liter pro Minute nötig

Abklärungen des Amts für Wasser und Abfall (AWA) haben nun gezeigt, dass zur langfristigen Trinkwasserversorgung des Grossraums Bern nicht auf beide Fassungen verzichtet werden kann. Heute versorgt der WVRB in der Region Bern rund 250'000 Einwohnerinnen und Einwohner mit Trinkwasser. Angesichts des erwarteten Bevölkerungswachstums wird in der «Oberen Belpau» nach 2036 weiterhin eine Fassung mit einer Kapazität von 10'000 bis 12'000 Litern pro Minute benötigt.

Pumpversuche ab Mitte Oktober

Deshalb hat der Kanton in den vergangenen Monaten in der «Oberen Belpau» bereits mehrere Standorte für eine mögliche Wasserfassung geprüft. Übriggeblieben ist einzig das westliche Gebiet unterhalb der Schützenfahrbrücke. In den nächsten Monaten wird das Gebiet vertieft hydrogeologisch abgeklärt. Ab nächsten Montag, 18. Oktober 2021, starten erste Bohrungen und Kurzpumpversuche. Sind diese erfolgreich, ist voraussichtlich zwischen Januar und Februar 2022 ein Grosspumpversuch vorgesehen. Die Pumpversuche sollen zeigen, ob genügend und qualitativ einwandfreies Wasser vorhanden ist. Ergebnisse werden für Frühling 2022 erwartet.

Vorwärts mit Hochwasserschutz

Sollten die Pumpversuche erfolgreich sein, wird die neue Wasserfassung planungsrechtlich gesichert. Erst wenn dies erfolgt ist, kann das 2018 lancierte Hochwasserschutzprojekt mit Hochdruck weiter vorangetrieben werden. Zunächst ist auf beiden Seiten der Aare der Bau neuer Dämme geplant. Auf der Ostseite ist ein Damm entlang der Autobahn A6 vorgesehen. Auf der Westseite wird ein Damm rückwärtig von der Aare im Auenwald gebaut. Dieser Damm wird den Hochwasserschutz insbesondere für die Gemeinde Belp massiv verbessern. In einem zweiten Schritt wird die Aare auf der Belper Seite (westseitig) unterhalb der Schützenfahrbrücke bis zum Autobahnanschluss Rubigen aufgeweitet. Sollten die Pumpversuche negativ sein, also zu wenig Wasser liefern, muss geprüft werden, ob und unter welchen Voraussetzungen die nördliche Trinkwasserfassung am bestehenden Standort weiter betrieben werden könnte.

Vielfältige Ansprüche

Die Aare und ihre Umgebung haben vielseitigen Ansprüchen zu genügen: Sie bieten Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Dem Menschen dienen sie zur Erholung und versorgen ihn mit ausreichend Trinkwasser. Gleichzeitig soll die Aare das Umland nicht überschwemmen. Um dies alles unter einen Hut zu bringen, ist eine sorgfältige Abstimmung der verschiedenen Massnahmen zur Trinkwassersicherung, der Aufweitung und ökologischen Aufwertung der Aare sowie des Hochwasserschutzes unumgänglich.

Hinweis

Vom Grundwasser zum Trinkwasser

Damit Grundwasser als Trinkwasser genutzt werden kann, muss es in genügender Menge und Qualität vorhanden sein. Dort wo es gefasst wird – in der Schutzzone – darf das Wasser keinen Gefährdungen zum Beispiel durch Verkehr, Gebäude oder Pflanzenschutzmittel ausgesetzt sein. Entscheidend ist im Untergrund die wasserführende Schicht des Aareschotters. Je mächtiger diese Schicht ist, umso mehr Wasser lässt sich tendenziell nutzen. Und je länger die Durchflussstrecke des Wassers, umso besser ist der Reinigungseffekt.

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